Igel -Notfall


Wann ist ein Igel hilfsbedürftig?

Es ist oft nicht leicht zu erkennen, wann ein Igel wirklich Hilfe benötigt und wann nicht.

Wir möchten Ihnen hier einen Leitfaden an die Hand geben der bei der Entscheidung helfen soll, ob es wirklich nötig ist, den eben gefundenen Igel einzusammeln. Leider ist es auch für Laien nicht immer ersichtlich und auch wir als Igelkundige brauchen oft einen direkten Blick auf den Igel, um eine eindeutige Einschätzung abgeben zu können. Hier können wir also nur eine Empfehlung abgeben.

Wir haben das große Problem, dass es kaum noch gesunde Igel gibt. Nahezu alle Tiere haben Innenparasiten, die sie z. B. mit den Schnecken aufnehmen und eigentlich alle Tiere haben Außenparasiten, wie den Igelfloh oder die Igelzecke.

Es kommt hier immer darauf an, in welchen Mengen diese Parasiten vorhanden sind und ob das Tier mit diesen ‘Mitbewohnern’ zurecht kommt. Nehmen diese überhand, ist das oft ein Zeichen für ein geschwächtes Tier.

Diese fallen meistens auf, weil sie am Tag unterwegs sind.

Ein Igel braucht dringend Hilfe, wenn:

  • er anscheinend verletzt ist ( z.B. wenn er am Straßenrand liegt)
  • er tagaktiv ist ( ist ansich schon ein Alarmsignal) und womöglich schon
    • auf der Seite in der Sonne liegt ( Igel liegen nicht freiwillig in der Sonne!!)
    • sich auffallend langsam bewegt
    • einen eindeutigen Hungerknick aufweist
    • Fliegen um das Tier herumfliegen und bereits damit beginnen, ihre Eier darauf abzulegen
    • er übermäßig viele Außenparasiten wie Flöhe oder Zecken beherbergt
  • er länger eingesperrt war oder er z.B. in einen Kellerschacht hineingefallen war und dort eine unbestimmte Zeit verbracht hat.
  • er in einem Zaun oder ähnlichem eingeklemmt war ( hier können sich im Anschluss sogenannte Quetschnekrosen bilden, die für den Igel Lebensbedrohlich sind).
  • er in einem Netz oder in einer Falle gefangen war
  • er für die Jahreszeit zu leicht ist ( hierzu finden sich im Anschluss noch einige Hinweise)
  • Igel die durch Hunde oder Katzen verletzt wurden – hier infizieren sich auch kleinste Wunden
Abgemagerter Igel mit Hungerknick
Igel, der sich in einem Netz verfangen hat.

Wann sollte ein Igel NICHT eingesammelt werden:

  • nachtaktive Igel, die am Futternapf oder beim nächtlichen Spaziergang mit dem Hund gefunden werden und offensichtlich einen gesunden Eindruck machen.
  • wir bitten auch darum, keine Igel nachts im Garten zu suchen, deren auffälligen Kot man am Tag gefunden hat. Ein Igel sollte so lang in der Natur bleiben, wie möglich.
  • hört man tagsüber einen Igel ab und zu husten, ist das sicher für den Igel lästig, aber hustet er nicht dauerhaft und mehrere minutenlang, ist das kein Grund den Igel einzusammeln und für längere Zeit einzusperren, um ihn zu entwurmen. Gerade der Sommer ist die schönste Zeit für Igel – hier sollte man nur handeln, wenn er tagaktiv ist.

Generell sollte man Igel nur in Obhut nehmen, wenn sie wirklich Hilfe benötigen, denn eine Entwurmung dauert oft mehrere Tage oder Wochen und nimmt dem Igel wertvolle Lebenszeit in seinem natürlichem Lebensraum.


Wann sollte ein Igel wieviel wiegen?

Keine leichte Frage, denn hier kommt es auf das Alter des Igels an. Ist es ein adultes, ausgewachsenes Tier oder ein junger, noch nicht ausgewachsener Igel. Selbst diese Frage kann vom Finder oft nicht beantwortet werden und auch wir können uns hier beim ersten Blick auf das Tier irren. Hier muss man ganz genau hinschauen oder bei Unsicherheiten eher je nach dem Gesamtzustand des Igels handeln.

Ein erwachsener, gesunder Igel wiegt in der Regel gut über oder knapp unter 1 kg. Gerade vor dem Winterschlaf ist ein ausreichendes Gewicht extrem wichtig und entscheidet darüber, wie diese wichtige Ruhezeit vom Igel überstanden wird.

Um beurteilen zu können, ob ein Igel wirklich untergewichitg ist, kann man ihn wiegen, oder was noch wichtiger ist, man muss sich die Form des Igels anschauen!

Ist er länglich und hat einen eindeutigen Hungerknick–> ist er für seine Verhältnisse zu leicht und braucht möglicherwise Hilfe –

ist er eher rundlicht und macht einen ‘gut gefüllten’ Eindruck? –> kann man ihn trotzdem mit einer Zufütterung unterstützen.

Wir empfehlen zur Unterstützung der Igel generell eine ganzjährige Zufütterung!

Im Sommer kommen die Igelbabys zur Welt, ab Ende Juli bis Ende September.

Normalerweise sind Igel bis sie 6 Wochen alt sind und ungefähr 250g haben, bei ihrer Mutter. Sie werden von ihr gesäugt und versorgt, bis sie selbständig sind.

Bitte lesen Sie hierzu unseren Beitrag Igelkind oder Igelbaby gefunden

Auch geschwächte Igelmütter tauchen zu dieser Jahreszeit vermehrt auf.

Generell muss man im Sommer IMMER sehr vorsichtig sein, dass man nicht eine säugende Igelmutter in Obhut nimmt und damit die Igelkinder gefährdet!

Igelmütter darf man nur der Natur entnehmen, wenn sie so schwer verletzt oder so sehr geschwächt sind, dass sie ihren Nachwuchs selbst nicht mehr versorgen können.

Sollte dies zwingend nötig sein, muss man sich unbedingt auf die Suche nach den Kleinen machen und in den folgenden Tagen immer wieder Ausschau nach den Igelnachwuchs halten!

Viele Finder möchten genaue Gewichtsangaben, wie schwer ein Igel wann sein sollte. Hier möchten wir keine verbindlichen Angaben machen.

Ein 600g Igel kann ein wohlgenährter Jung-Igel oder auch ein komplett abgemagerter Alt-Igel sein.

Der Gesamteindruck ist hier viel wichitger!

Hier haben wir ein paar Fragen, die man sich stellen kann, wenn man nicht sicher ist, ob der Igel Hilfe braucht:

  • Wie sehen die Stacheln aus? Ist die Bestachelung vollständig oder gibt es größere Flächen ohne Stacheln?
  • Hat der Igel schwarze, runde Knopfaugen oder sind diese zugeschwollen oder sehen krank aus?
  • Ist die Haut des Igels schwarz-grau-glänzend oder ist sie pudrig weiß oder krustig?
  • Sind die Extremitäten unverletzt?
  • Wie bewegt sich der Igel? Zittert er, oder bewegt er sich extrem langsam oder liegt er womöglich auf der Seite?
  • Kann sich der Igel zu einer Kugel zusammenrollen oder hat er womöglich keine Körperspannung mehr und fühlt sich eher an wie ein Schwamm?
  • Hat er extrem viele Flöhe oder übermäßig viele Zecken ( mehr als 20 Stück)?

‼️Bitte nicht sofort füttern‼️

Fast ausnahmslos jeden Finder, der sich momentan bei uns meldet, müssen wir davon überzeugen, dass er seinen Fundigel nicht sofort füttert,
🦔🦔🦔🦔🦔🦔🦔🦔🦔
➡ und* erst nach einer längeren Aufwärmphase mit sehr kleinen Portionen und in größeren Abständen, beginnt !!

Es ist ja auch wirklich nicht so einfach, da findet man einen Igel, der offensichtlich Hunger hat und dann darf man ihm erst einmal nichts geben.

Aber genau das könnte dem Igel das Leben kosten! –>

Wir erleben immer wieder, dass Igel bei uns sterben, weil ihr kleiner Organismus mit der Verdauung der Nahrung komplett überfordert war.

➡ Zucker- und Elektrolythaushalt entgleisen, wenn er schon längere Zeit nichts mehr gefressen hat und auf den sogenannten Hungerstoffwechsel umgestellt hatte

➡ sein jetzt verkleinertes Herz kann wegen der plötzlichen und zu hohen Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr, das schlagartig wieder vergrößerte Blutvolumen nur mit größter Anstrengung durch den Körper pumpen –

und das kann zum tot des kleinen Stachlers führen
und das wollen wir auf keinen Fall! 🙏🦔🙏

Unsere Bitte: Jeder Abgegebene Igel kostet uns im Durchschnitt 80-90 €. Da wir keine öffentlichen Gelder bekommen, bitten wir jeden Finder, sich je nach Möglichkeit daran zu beteiligen!

Je nach Selbsteinschätzung 20 € – 100 €

20€ um sich an der Erstversorgung zu beteiligen. 80€ um die Grundversorgung zu finanzieren. 100€ Förderbeitrag um auch eventuell anfallende Tierarztkosten mitzufinanzieren. Gerne stellen wir eine Spendenquittung aus.

Können Sie sich aus finanziellen Gründen nicht an den Kosten beteiligen, nehmen Sie bitte trotzdem Kontakt zu uns auf. Wir finden eine Lösung! Jeder geleistete Beitrag ist freiwillig und wird von uns nicht eingefordert.

Unser Einzugsgebiet

Der Igelhilfeverein e.V. hat seinen Sitz in Weißenhorn bei Neu-Ulm/ Ulm.
Melden Sie sich gerne bei uns, wir stehen euch mit Rat & Tat zur Seite.


Um die Suche nach weiteren Vereinen zu erleichtern, haben wir einige hiervon verlinkt. Selbstverständlich stehen wir euch bei allen Anliegen zur Seite, auch wenn ihr außerhalb unseres Einzugsgebietes liegt. An unser Gebiet grenzen folgende Vereine an: